Ebola: Keine Ursache sondern ein SymptomObwohl Sierra Leone reich an Bodenschätzen ist, gehört es zu den fünf ärmsten Ländern der Welt. Auf 20.000 Einwohner kommen acht Krankenhausbetten und weniger als ein Arzt. Kein Krankenhaus im Land entspricht den internationalen Standards für Versorgung oder Hygiene. Im Frühjahr/Sommer 2014 bricht dort die Ebola-Epidemie aus - mehr das Ergebnis als die Ursache dieser Umstände. Ebola darf keineswegs als solitäres Problem missverstanden werden, sondern muss als Symptom mangelhafter Grundversorgung begriffen werden. |
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Die Republik Sierra Leone hat 5,6 Millionen Einwohner und erholte sich bis zum Zeitpunkt des Ausbruchs der Ebola-Epidemie von einem elf Jahre andauernden Bürgerkrieg, welcher 2002 endete. Nicht nur deswegen gehört das Land weiterhin zu den ärmsten der Welt (Platz 183 von 187 des Human Development Index (HDI)). Dieser Selbstheilungsprozess fand im Juli 2014 ein abruptes Ende, als das Land mit der Bewältigung der anschwellenden Ebola-Problematik zunächst alleine konfrontiert wurde. Die meisten der fragilen Systeme, allen voran die medizinische Versorgung, kollabierten im Verlauf unter der Schwere der Epidemie. Das Land ist in Isolation. Importe, vor allem Lebensmittel, gelangen so nicht mehr in das Land. Schulen, Märkte und Krankenhäuser sind noch immer geschlossen und Hunderttausenden fehlt der Zugang zu bezahlbaren Nahrungsmitteln und medizinischer Grundversorgung. Krankheiten wie Malaria, Typhus und Tuberkulose, die sonst gut zu behandeln sind, stellen das Land nun vor enorme Hürden und sind mittlerweile für weit mehr Todesopfer verantwortlich als die Epidemie selbst. Ähnlich verhält es sich mit der Kindersterblichkeit, da Geburten nicht mehr betreut werden können.
Nach Angaben der WHO liegt die Zahl der mit Ebola Infizierten Menschen immer noch bei weit über 1000 in den letzten drei Wochen. Anders als in den angrenzenden Ländern sind diese Zahlen nicht rückläufig, sondern steigen weiterhin. Dabei ist die Region rund um das Magbenteh Community Hospital, dem Krankenhaus in dem Simon, Till und Nick zum Praktikum waren, momentan unter den drei am schlimmsten betroffenen Regionen in ganz Westafrika. Mehr als die Hälfte der Betroffenen sterben. Die Zahl der Erkrankten und Toten ist durch die begleitende humanitäre Katastrophe, dabei aber weitaus größer.
Die durch Simon, Till und Nick in Zusammenarbeit mit dem Klinikpersonal im Juli 2014 aufgebaute Ebola-Isolationsstation ist mittlerweile zu einem großen Behandlungszentrum mit 100 Betten ausgebaut worden und ist seit dem 27.11.2014 in Betrieb. Schon wenige Tage nach Eröffnung waren alle Betten belegt. Mit dieser angestiegenen Mehrbelastung ist der Bedarf an Vielem gestiegen. Es fehlt das Geld für Schutzanzüge, Desinfektionsmittel, Medikamente und Nahrung. Das Magbenteh Community Hospital ist in existenzieller Not und braucht dringend finanzielle Unterstützung um die Region zu versorgen, die Menschen mit Verdacht auf eine Ebolainfektion aufzunehmen und die Epidemie in dem Land unter Kontrolle zu bringen. Erst danach kann wieder über den Neuaufbau und die Reorganisierung des Gesundheitssystems nachgedacht werden.
Näheres zur genauen Lage kannst Du im Situationsbericht (englisch) der WHO im Bereich „Mediathek“ erfahren.
Mit Simon, Till und Nick bringen drei Mitglieder von L'appel die Krisensituation aus Sierra Leone in unsere Mitte. Sie engagieren sich seit ihrer Rückkehr für den SSLDF, einen Schweizer Verein der das Ebola-Behandlungszentrum finanziell unterstützt, das die drei im Sommer mit aufgebaut haben. Die persönlichen Erzählungen unserer drei Freunde über die Lage vor Ort und die engmaschige Berichterstattung bringen die Krisensituation jedem im Verein sehr nahe. Wir spüren die Dringlichkeit und den Handlungsbedarf, weswegen wir gerade beim schwankenden Medieninteresse ein verlässliches, aktives Zeichen setzen wollen.
Als Verein ist es schwierig, schnell neue Projekte zu entwickeln oder ganz zu übernehmen. Darum haben wir uns für die Förderung der Swiss-Sierra-Leone-Development-Foundation (kurz SSLDF) entschieden, die mit ihren Spenden das Magbenteh-Krankenhaus und die Ebola-Behandlungsstation in Makeni unterstützt.
L'appel Deutschland e.V. hat ein separates Spendenkonto eingerichtet und nimmt offiziell Spenden zur Unterstützung des SSLDF an und leitet sie dorthin weiter. Damit bieten wir der Schweizer Organisation für das Sammeln von Spenden in Deutschland alle nötigen Vereinsstrukturen um hier tätig zu werden. Die Rolle als „Förderverein“ scheint uns unter den Umständen der Dringlichkeit und Komplexität der Situation vor Ort am effektivsten.
Die Arbeit und Geschichte von L'appel wurde von Anfang an durch persönliche Erfahrungen und Bindungen geprägt. Die Gründung des Vereins wurde damals auch durch Erlebnisse einiger unserer Mitglieder während ihres Ruandaaufenthalts vorangetrieben. Gerade diese Einflüsse prägen den Verein, inspirieren uns zu neuen Projekten und motivieren unser Handeln. Nick, Simon und Tills Arbeit in dieser außergewöhnlichen Situation und die persönliche Bindung zu dem Land Sierra Leone bewegt uns den Menschen vor Ort auch längerfristig unser Gehör zu schenken – ihren Appell an die Welt zu unserem zu machen. Als Teil unserer Vereinsgeschichte wird das Land nun auch seinen Einfluss auf die zukünftige Zusammenarbeit und Projektentwicklung von L'appel Deutschland e.V. haben.
In Sierra Leone haben wir vor allem zu zwei Institutionen Kontakt. Das Magbenteh Community Hospital ist jenes Krankenhaus an dem Nick, Till und Simon ihr Praktikum in diesem Sommer ableisteten und an dessen Standort zuerst die Ebola-Isolationsstation mit zehn Betten und mittlerweile das Behandlungszentrum mit 100 Isolierbetten eingerichtet wurde.
Dieses Krankenhaus wird durch den Schweizer Verein „Swiss Sierra Leone Development Foundation“ betreut. Seit dem Baubeginn 2006 konnten sich über die Jahre immer weitere Teile des Krankenhauses finanziell selbst tragen. Zuletzt wurden diese Selbstständigkeiten durch die Ebola-Epidemie wieder zerstört und die SSLDF begann erneut die Erhaltung der Versorgung zu gewährleisten.
Im Folgenden informieren wir Euch über die beiden Institutionen.
Magbenteh
Community Hospital
Das Magbenteh Community Hospital liegt am Rande der 120.000 Einwohner-Stadt Makeni 200km östlich der Hauptstadt Freetown. 2006 wurde es mit finanzieller Unterstützung der Swiss-Sierra Leone Development Foundation (SSLDF) eröffnet. Das Krankenhaus unter der Leitung von Dr. Turray, einem sierra-leonischen Arzt, verfügt über 200 Betten und beschäftigt 130 Mitarbeiter.
Jeden Monat werden durchschnittlich 1000 Patienten versorgt. 12% der Patienten sind unter 5 Jahre alt. Eine ambulante Betreuung, das „Out Patient Department“, versorgt den Großteil der Patienten.
Ein zusätzlicher Schwerpunkt der Klinik ist die Versorgung unterernährter Kinder. Dafür wurde 2008 das Therapeutic Feeding Center (therapeutisches Ernährungszentrum) eröffnet, um eine angemessene medizinische Versorgung dieser Kinder zu gewährleisten. Über 600 betroffene Kinder werden jährlich zusammen mit ihren Müttern für jeweils 2-3 Monate aufgenommen und erhalten in einem Zwei-Phasen-Programm angemessene Ernährung und lebenserhaltende Behandlung von Infektionskrankheiten und anderen medizinischen Komplikationen.
Des Weiteren verfügt das Krankenhaus über eine Entbindungsstation und eine pädiatrische Station, um der hohen Kindersterblichkeit entgegenzuwirken. Eine Chirurgische Abteilung mit 40-60 Operationen pro Monat kümmert sich um Unfallopfer und andere chirurgische Fälle. Auf einer Station für Innere Medizin werden häufige, sonst tödliche, Krankheiten wie Malaria, Hepatitis, Typhus und andere tropische Erkrankungen behandelt.
SSLDF
Die "Swiss-Sierra Leone Development Foundation" ist eine Nichtregierungsorganisation (NRO) mit Arbeitsschwerpunkt in Sierra Leone. Seit der Gründung in 1996 wurden folgende Programme verwirklicht:
Aufbau des Magbenteh Community Hospitals mit Therapeutic Feeding Center
Gliederung des Vereins
Die SSLDF hat einen Landesvertreter und eine Hauptniederlassung am Standort der Krankenhäuser. Das Magbenteh Community Hospital, das daran angegliederte Therapeutic Feeding Center, sowie das Krankenhaus in Lungi werden von je einem afrikanischen Hauptgeschäftsführer mit seinem Betriebsleitungsteam geführt. Die Landesvertretung der SSLFD koordiniert mit der Krankenhausleitung gemeinsam den Einsatz der Spendengelder und erstattet auf dem Rückweg Bericht über die Tätigkeiten. Diese Informationen stehen auch uns zur Verfügung und somit ist die Transparenz der Projektarbeit gesichert.
Für mehr Informationen ist [hier] der Link zur Homepage der Swiss-Sierra-Leone Development Foundation.