Seit dem Baubeginn 2013 ist die Krankenstation in Kiruhura bereits zwei Jahre Zentrum unserer Tätigkeiten in Ruanda. Die Region gilt als ärmste der nördlichen Provinz und Strukturinvestitionen der Regierung sind auf absehbare Zeit nicht geplant. Wir unterstützen unseren lokalen Partner, die EPR, bei der Projektumsetzung.
Ab Anfang 2015 wurde die Station
nachträglich ausgebaut. Toilettenanlagen
für Mitarbeiter, Duschen und eine
große öffentliche Toilettenanlage mit
separater Kabine für Menschen mit
Behinderung wurden errichtet. Abwasser-
und Regenwassersammelsysteme
wurden installiert.
Die medizinische
Einrichtung wurde in Kigali bei einem
kenianischen Händler erworben, das
notwenige Mobiliar von lokalen Schreinern
der Gemeinde hergestellt.
Im Dezember 2015 begann offiziell
die Behandlung in der Station. Eine
Eröffnung und Übergabe fand kurz
nach Weihnachten 2015 statt. Die erste
Phase des Projekts ist damit abgeschlossen.
Im Rahmen von Umuganda
wurden erste Schritte für zukünftige
Bauabschnitte gemacht.
Das Wort Umuganda kann als „in gemeinsamen Zweck zusammenkommen, ein Ergebnis zu erreichen“ übersetzt werden. Nach Tradition können Mitglieder der Gemeinschaft Ihre Familie, Freunde und Nachbarn für schwierige Aufgaben zur Hilfe rufen. Heutzutage kann Umuganda als Gemeinschaftsarbeit beschrieben werden. Am letzten Samstag jedes Monats kommen Gemeinden zusammen, um eine Vielzahl von öffentlichen Arbeiten zu leisten. Ruander zwischen 18 und 65 sind verpflichtet sich zu beteiligen. Heute bewegt man bei der Teilnahme an Umuganda in der Nähe von 80%. Erfolgreiche Projekte sind der Bau von Schulen, Gesundheitszentren und Wasserkraftanlagen sowie die Sanierung von Feuchtgebieten und die Schaffung von hochproduktiven landwirtschaftlichen Parzellen. Der Wert des Beitrags von Umuganda zur Entwicklung des Landes wird auf mehr als 60 Millionen US Dollar geschätzt.
Die Finanzierung in Teilausschüttungen erwies sich im Verlauf des Projekts als Hemmnis für die Einhaltung von Zeitplänen. Auf Grund der Abhängigkeit der Finanzmittel vom aktuellen Spendenaufkommen konnte diese Problematik bislang nicht umgangen werden. Die Kooperation mit der EPR verlief insgesamt reibungsintensiver als erhofft, was hauptsächlich auf Unerfahrenheit und die mangelhafte Regelung von Zuständigkeiten und Fristen bei Projektbeginn zurück zu führen ist. Insgesamt war das Projektmanagement verbesserungswürdig, was für unseren Entwicklungstand und auch jenen der EPR resümierend akzeptabel ist.
Eine Wirksamkeitsmessung für das Projekt ist an dieser Stelle noch nicht möglich. 2016/2017 wird L’appel Deutschland Phase 2 finanzieren, bei der eine Entbindungsstation mit der Möglichkeit zur stationären Behandlung entstehen wird. Lokale Planungen wurden eingeleitet, die die Expansion der Anlage betreffen. Diese zielen auf eine Spezialisierung hin zur Pädiatrie und Augenheilkunde ab, da diese überregional nicht angeboten werden. Eine Beteiligung unsererseits bei diesen Maßnahmen wird geprüft.
Die in der Vergangenheit dieses Projekts häufig vorgekommenen bürokratischen Verzögerungen der Arbeit können den Fortschritt des Projekts erneut beeinträchtigen. Eine Finanzierung durch das BMZ wird zur Zeit geprüft. Bei positiver Finanzlage wird das eingespielte Projekt-Team auf Grund der bestehenden Erfahrungen die zweite Phase deutlich schneller vervollständigen können. Zusätzlich organisiert die EPR rund um die Einrichtung lokale Bewegungen zum Ausbau der Anlage, sodass durchaus die Chance besteht, dass die Regierung hier eigenständig die Initiative ergreift.