Nicht jeder Student kann es sich leisten Studiengebühren zu zahlen. Was wäre, wenn jemand in “Vorkasse” tritt? Das Modell des “Umgekehrten Generationenvertrages" schließt hierzu alle Studierenden einer Universität, einer Region oder eines Landes ein. Einige der Studierenden zahlen ihre Studiengebühren sofort. Der andere, mittellose Teil zahlt zunächst nichts. Die Studiengebühren werden von einem Finanzgeber übernommen. Erst nach dem Studium leistet der Student seinen finanziellen Beitrag in Höhe eines prozentualen Anteils seines Einkommens. Der Absolvent zahlt jedoch nicht an den Finanzgeber zurück, sondern an die nächste Generation von Studierenden.
Wir konnten mithilfe einer Machbarkeitsstudie 2014 nachweisen, dass dieses Programm in Ruanda umsetzbar ist. Da sich das Programm nicht durch die Administration von L’appel Deutschland abbilden lässt, wurde in Kooperation mit der SG und der in Gründung befindlichen Chancen GmbH ein System erarbeitet, um das Programm umzusetzen. Dabei wird die Verwaltung des Programms von der Chancen eG für den Bereich Afrika durchgeführt. Es wurde mit der EPR eine Organisationsgründung begonnen, welche in Zukunft die Schnittstelle zu den Universitäten in Ruanda darstellen soll.
Im Februar 2016 beginnt die Umsetzungsphase mit der Gründung der Chancen eG, die federführend durch die Geschäftsführer der Chancen GmbH, Florian Kollewijn und Olaf Lampson, vertreten wird. In Ruanda wird zudem die neu entstehende Organisation beginnen, Universitäten für das Programm zu werben und den Datenaustausch für die Kommunikation von L’appel Deutschland auszuarbeiten. Diese neu entstandene Organisation wird anteilig von L’appel Deutschland und der EPR finanziert werden. Wann alle Schritte abgeschlossen sein werden und das Programm starten kann, ist aufgrund der Verwaltungshürden in Ruanda und der noch mangelnden Finanzmittel nicht vorhersehbar.
Trotz der Tatsache, dass dieses Programm zu unseren ambitioniertesten Anstrengungen zählt, verzögerte sich der Start immer wieder. Es ist weiterhin zu befürchten, dass das Programm an einer der vielen Hürden scheitern kann. Vor allem die notwendigen Ressourcen sind in Ruanda nicht ausreichend und es besteht das Risiko, dass nach erfolgreichem Start das lokale Management der Kooperationen mit den Universitäten scheitert. Diesem Risiko sind wir mit dem Beginn der Zusammenarbeit mit der Chancen GmbH begegnet, da diese lange Erfahrung im UGV-Kontext hat. Bei günstiger Positionierung gegenüber den erhofften Geldgebern kann das Programm in kurzer Zeit eine beträchtliche Größe erreichen. Es ist noch nicht schätzbar, wie wahrscheinlich dieser Ausgang ist. Die politische Entwicklung Ruandas bietet aktuell mehr Anlass zur Sorge als in der Vergangenheit, sodass hier ein unberechenbarer Risikofaktor vorliegt.