Boarding School Projekt

„We have a lot of issues – for example lacking education facilities. Help us take care of it!“

Davide Turay, 61 years, principal Baptist model school, Magbenteh

Die Schaffung einer Einrichtung für primäre Schulbildung und die Koppelung dieser Schule an eine Unterkunft für bestimmte, zumeist durch die Ebola-Krise betroffene, sozio-ökonomisch geschwächte Kinder. Zusätzlich werden diese Kinder und ihre Familien mit einem Programm zur mentalen Gesundheit betreut und bei der Verarbeitung der Krise begleitet. Das Ziel dieses Projekts ist es der kommenden Generation der Region die Möglichkeit zu eröffnen zu starken, reflektierten, bedachten und schöpferischen Mitgliedern ihrer Gesellschaft zu werden.


Die Bewohner des Bombali Districts haben schwer unter der Ebola-Krise gelitten. Neben den Verlusten von Müttern, Vätern, sowie anderen primären Aufsichtspersonen haben ökonomische, soziale und politische Krisen das Land getroffen. Vor allem Kinder sind durch diese Einflüsse vielfältig negativ betroffen.

Der zusätzliche Druck der auf die bereits vor der Krise am Existenzminimum lebenden Familien lastet ist enorm und die Unterstützung der betroffenen Kinder zwingend notwendig. Diese Hilfe muss langfristig ausgelegt sein um die kommende Generation zu stärken.

Nur eine unmittelbare Resonanz auf diese Situation kann den Schaden an der Gesellschaft und jeden Einzelnen mindern, welcher ansonsten zu einer weiteren Verstärkung von Armut, dem Leiden von Kindern und Abhängigkeit führen würde.


Sierra Leone im Vergleich zu Deutschland

Wie soll das Ziel erreicht werden?

Erste Phase

Der Bau einer Grundschule soll 260 Kindern die Möglichkeit geben in den Klassen 1-6 beschult zu werden. Das Ziel ist eine für das Land überdurchschnittlich gute Betreuung und Lehre anzubieten, welches sich in der Eigenständigkeit der Kinder und ihren Ergebnissen widerspiegelt. Es wird 7 Klassenräume geben, in denen jeweils 30-40 Schüler gleichzeitig unterrichtet werden.

Entscheidender Kern des Schul-Konzepts ist das extracurriculare Angebot – also Kurse und Übungen die gelehrt werden und über den nationalen Standard hinausgehen. Um den Kindern die Möglichkeit zu geben eigenständig zu wachsen, einen kritischen Blick zu entwickeln und ein Streben nach Wahrheit, Freiheit und Gemeinschaft zu entwickeln werden beispielsweise Computer-Kurse, ein Umwelt-Kurs, Gemeindedienste, Schauspiel-/Theaterkurse u.a. geplant. Dieses Zusatzangebot richtet sich ausschließlich nach dem lokalen Bedarf und wird mit der Bevölkerung, sowie den lokalen Partnern geplant.

Zweite Phase

Der Bau der Unterkünfte für bis zu 120 Kinder eröffnet die Möglichkeit geschwächten Familien unter die Arme zu greifen und in einem Konzept der gemeinsamen Kindesbetreuung eine positive Entwicklung dieser Kinder zu sichern. Die Kinder werden in Gemeinschaftszimmern von 6-12 Betten leben und sich öffentliche Räume teilen.

Sozialarbeiter werden für jede Familie individuelle Lösungen erarbeiten und den Auswahlprozess der Kinder für die Unterkunft umsetzen. Grundlage ist der Wunsch dass die Unterkunft kein Internat sein soll, sondern eine Möglichkeit den Lebensraum der Kinder zu erweitern.

Dabei soll die enge Verbindung der Kinder zu ihren Familien und Gemeinden erhalten, das soziale Gefüge gestärkt und eine Balance zwischen dem Leben an der Schule und zu Hause gefunden werden.

Durch diese geteilten Lebensräume werden die Kinder die Gelegenheit bekommen Praktiken und eigenes Gedankengut aus der Schule auch in die Familien zu tragen und so zum Wissenstransfer in die Bevölkerung beisteuern zu können.

Wann soll das Projekt umgesetzt werden?

Der Baubeginn für die Grundschule ist an das akademische Jahr gebunden, so soll die Schule ja mit einem neuen Schuljahr beginnend ihren Betrieb aufnehmen. Somit ist der Bau der Schule für November/Dezember 2015 geplant und die Inbetriebnahme für Januar 2016.

Phase 2 des Projekts kann so früh wie möglich umgesetzt werden, ist zeitlich aber nicht zwingend an Phase 1 gekoppelt. Eine frühe Realisierung ist zweifelsfrei förderlich für die sozio-ökonomische Gesundheit und Betreuung der Kinder und Familien.

Bis 2018 soll zuerst der administrative Schulbetrieb an die Regierung von Sierra Leone übergeben werden und spätestens bis 2021 die gesamte Einrichtung. In der Zwischenzeit wird der Betrieb durch die SSLDF und EducAid gesichert und finanziert.


Wie viel kostet das Projekt?

Für das Projekt wird momentan ein Finanzvolumen von 265.000€ geschätzt, wobei auf beide Phasen jeweils etwa 130.000€ entfallen. Diese Kosten sind aktuelle Schätzwerte und werden sich in Verlauf der konkreteren Projektplanung noch verändern.

Wo findet das Engagement statt?

Magbenteh Village, Makeni, Bombali District, Sierra Leone


Wer ist an der Kooperation beteiligt?

Eine Kooperation zwischen L’appel Deutschland e.V., der Swiss Sierra Leone Development Foundation (SSLDF) und dem britisch-sierra leonischen Verein EducAid. Zusätzlicher Teil der Zusammenarbeit werden weitere Spender-Organisationen der SSLDF sein, sodass hier eine gemeinsame Anstrengung mehrerer Beteiligter die Erfolgswahrscheinlichkeit des Projekts erhöht.



Rollen in der Kooperation

Da dieses Projekt eine Gemeinschafts-Leistung ist entfallen auf alle Beteiligten verschiedene Aufgaben. L’appel Deutschland hatte in der Konzeption der Projektskizze, sowie der Analyse-Arbeit zu Problemen, Lösungen und Zielen des Projekts die Gelegenheit mit der SSLDF und den beteiligten Gemeinden zu kooperieren, sodass wir unserem Prinzip der unmittelbaren Nähe zum betroffenen Menschen gerecht werden konnten.

EducAid, als erfahrene Organisation mit Bildungsprojekten in Sierra Leone, wird und Administrativ und Curricular begleiten, also Lehrerausbildung, Lehrpläne und ähnliches umsetzen. Die SSLDF ist für die Bauphasen und den Betrieb der Einrichtung verantwortlich und ist federführend in der Integration aller beteiligten Gruppen in das Projekt. Finanzgeber aus der Schweiz, so der Förderverein Action Swiss, wird sich um einen Teil der Finanzierung bemühen – unter anderem diese Rolle entfällt ebenfalls auf L’appel Deutschland.

Lies weiter für alle Hintergründe!

Hintergrund

Rund 27.000 Menschen haben sich seit Beginn der Epidemie Anfang letzten Jahres in Guinea, Liberia und Sierra Leone mit dem Ebola-Virus infiziert. Fast die Hälfte starb.

Die Epidemie ist noch nicht vorbei, doch es ist zu hoffen, dass Sierra Leone in absehbarer Zeit seinem Nachbarn Liberia folgend als zweites der drei am schwersten betroffenen Länder als Ebola-frei erklärt wird. Zeit ein Resümee zu ziehen und in die Zukunft zu blicken.

Bei unserem letzten Aufenthalt im Mai 2015 haben wir festgestellt, dass von den mannigfaltigen Folgen der Krise in Sierra Leone vor allem Kinder betroffen sind. Die meisten Appelle, die wir in unserem aktuellen Projektradius, der Magbenteh-Community der Stadt Makeni gesammelt haben, schließen sie mit ein und richten sich an die Zukunft – die kommenden Generationen und ihre Stärken beziehungsweise Schwächen.

Das Problem

Nach Angaben der Regierung machte Ebola mindestens 8617 von ihnen zu Waisen, etwa 900 davon in Makeni und Umgebung. Oft kommen diese Kinder in der erweiterten Familie unter, die diese nicht selten als sechstes oder siebtes Kind zusätzlich belasten. Diesen Kindern kann in der Regel nicht das gleiche Maß an Aufmerksamkeit und Erziehung gegeben werden wie den eigenen Kindern. Gelder werden nicht für ihre Schulgebühren aufgebracht, Nahrung zuerst für den Rest der Familie sichergestellt. Regionale Berichte von Misshandlungen, Kinderarbeit und auch Menschenhandel sind zusätzlich Grund genug die Versorgung dieser Familien und Kinder zu verbessern.

Neun Monate lang waren alle Schulen im Land geschlossen. Obwohl viele jetzt wieder geöffnet sind, hat die Zahl der teilnehmenden Schüler stark abgenommen. Schon vor Ebola konnten aufgrund der viel zu wenigen Schulen und für viele Familien untragbaren Schulkosten nur 43% der Kinder in die Schule gehen. Die spärliche Binnenwirtschlaft des Landes ist in Folge der Krise völlig zusammengebrochen, so dass jetzt, wo die Schulen wieder offen sind, bei vielen das Geld für Bücher und Schuluniformen fehlt. Zusätzlich werden die Kinder zunehmend in die Sicherung des Familieneinkommens eingespannt.

Daher wollen wir unser neues Hauptprojekt den verwundbarsten Kindern der Magbenteh Community widmen.

Lösungsansatz

„Boarding school, mental health support and social empowerment for vulnerable children.“

Das Assessment, das wir zusammen mit unserem lokalen Projektpartner durchgeführt haben ergab, dass in der Community rund 260 Kinder leben, die von den beschriebenen Problemen betroffen sind und keine Chance auf grundlegende Bildung haben.

Viele von ihnen sind traumatisiert und bedürfen besonderer, psychosozialer Zuwendung. Wir haben uns deswegen mit auf diesem Gebiet erfahrenen Organisationen zusammengetan und planen mit ihrer Hilfe gemeinsam mit unseren Partnern, der Swiss Sierra Leone Development Fundation und dem Verein „EducAid“, eine Schule zu bauen, deren Leistungsspektrum das Vermitteln von Wissen weit übersteigt und sich dabei aber lokaler Kompetenz, lokalen Möglichkeiten und lokalen Lösungen bedient. Denn viele Menschen in Sierra Leone sind sich ihrer eigenen Ressourcen kaum mehr bewusst.

Unter der Devise „mental health support and social empowerment for vulnerable children“ wird ein moderner Lernraum für diese 260 Kinder entstehen. 120 von ihnen sollen auch die Möglichkeit bekommen auf dem Gelände der Einrichtung zu wohnen. Somit können sich Familien und die Schule die Betreuung der Kinder teilen. Die Kinder haben mehr und länger die Möglichkeit sich zu bilden und ein starkes soziales Gefüge aufzubauen – sich somit ihrer Gemeinschaft zu widmen. Die Familien erhalten durch diese Art der „Arbeitsteilung“ eine Entlastung die es ihnen ermöglicht sich intensiver um die Kinder zu kümmern die Vollzeit in den Familien verbleiben. Kinder die an der Schule leben werden nicht ihren Kontakt zu der Gemeinde verlieren. Eine Vielzahl von Verknüpfungen (Umwelt-Kurs, Agrikultur-Kurs, Schauspiel-Kurs, Gemeindedienste etc.) stellt sicher, dass die Gemeinde und die Schule an der Bildung der Kinder kooperieren. Durch regelmäßige, individuell mit den jeweiligen Familien ausgehandelte, Aufenthalte zu Hause stärken die Kinder ihre Bindung an die Familie und die Gemeinde und haben dort die Möglichkeit zu lernen, aber auch eigenes Wissen und Gedanken einzubringen. Der so genannte horizontale Wissenstransfer, also die uneigennützige Wissensweitergabe, wird somit aus der Schule heraus in die Gemeinden sozial und niederschwellig Erreicht – neue Praktiken und nützliches Wissen so in die Bevölkerung transportiert. Der Kontakt mit der Umgebung wird bewusst gefördert, damit das Projekt als Quelle der Inspiration und neuem Denken möglichst großen, positiven Einfluss hat.

Vorteile – „Warum grade so?!“

Der Ansatz der in diesem Projekt verfolgt werden soll dreht sich in allen Belangen um das Streben nach Sinnhaftigkeit und Nachhaltigkeit. Eine Schule alleine könnte gegebenenfalls die Primärbildung zur Verfügung stellen die dringend notwendig ist. Sie würde allerdings nicht die sozialen und ökonomischen Probleme der Familien bedenken, geschweige denn zu ihrer Lösung beitragen. Ein Programm, das sich auf soziale Sicherheit der Kinder fokussiert könnte ihre Lebensbedingungen verbessern, wiederrum aber ihre Traumata nicht erreichen und das Problem mangelnder Bildungsmöglichkeiten und –chancen ebenfalls nicht. Die Integration dieses komplexen Gesamt-Problems ist zudem ohne Einbeziehung der Familien in den Prozess nicht möglich. Ein klassisches Internat würde demzufolge eventuell den Kindern selbst helfen, aber den Transfer in die Gemeinden verhindern. In einem Gespräch mit Miriam, der Leiterin der NGO EducAid, fiel das passende Zitat zur Leistung die klassische privat-elitäre Schulen vollbringen: „They are making the opressed the opressors“ – „Die Unterdrückten werden zu Unterdrückern“. Ein hervorragendes Bild für Einrichtungen die Individualismus und Erfolg prägen und diesen am Dollar-Einkommen messen. Der Gesellschaft ist dadurch nicht geholfen.

Unser gemeinsamer Projektansatz soll viele dieser Schnittstellen bewusst mit einbeziehen und nicht umgehen. Integration verschiedener beteiligter Gruppen und Ideen, Fokus auf die Bedürfnisse, Inpflichtnahme der Eltern, Aufsichtspersonen und Gemeinden und Erziehung zu freiem Denken, zum kritischen Hinterfragen, zum Problemlösen und zur Stärke der Gemeinschaft sind Faktoren die den Erfolg dieses Projekts ausmachen werden und dazu führen werden, dass es sein Ziel erreicht: Die Stärkung der kommenden Generation mit ihren Problemen umgehen zu können, Lösungen für Probleme zu finden die wir als Außenstehende nicht mal sehen können.

Planung des Projekts – Kosten, Zeitraum

Die Grundschulausbildung in Sierra Leone ist sechs Schuljahre lang. Während des ersten 6-jahres Zyklus wird die Swiss Sierra Leone Development Foundation für den Betrieb der Schule verantwortlich sein. Mithilfe der langjährigen Erfahrung des zweiten Projektpartners „EducAid“ wird die Administration installiert werden, das Kurrikulum festgelegt und geeignete Lehrer und Erzieher eingestellt und trainiert. Auch die Etablierung von extracurricularen Aktivitäten für die Bewältigung von Traumata, umweltbewusstem Handeln, freiheitlichem Denken, kulturellen Workshops und einem sinnvollen Sportprogramm ist allen Beteiligten sehr wichtig. Nach sechs Jahren soll das Projekt dann vollständig an die Regierung von Sierra Leone übergeben sein – der Prozess also in dem Zeitraum von sechs Jahren fließend erfolgen um harte Schnitte zu verhindern und die Regierung an der Fortführung der dann etablierten Abläufe und Konzepte zu überzeugen.

Für unser Vorhaben hat die Gemeinde ein 2ha großes, wunderschönes Gelände zur Verfügung gestellt. Noch dieses Jahr (November/Dezember) soll dort mit dem Bau der Grundschule begonnen werden. Mit dem Beginn des neuen Schuljahres 2016 soll im Januar der Betrieb der Schule beginnen. Verzögert sich dieser Plan, ist eine zeitliche Bildung an das dann kommende akademische Jahr gegeben. Diese Planungen sind stellenweise noch unsicher, da das Bildungsministerium in Sierra Leone grade Pläne umsetzt das durch die Ebola-Krise verloren gegangene Schuljahr nach zu holen. Die Unterkünfte, in denen die Schüler einen Wohnraum erhalten werden, sollen in einem zweiten Schritt in Angriff genommen werden. Dieser ist zeitlich von der ersten Projektphase entkoppelt, kann also gleichzeitig oder aber auch später realisiert werden. Das ist direkt von der Finanzlage der Spender-Organisationen abhängig. Für das Projekt wird momentan ein Finanzvolumen von 265.000€ geschätzt, wobei auf beide Phasen jeweils etwa 130.000€ entfallen. Diese Kosten sind aktuelle Schätzwerte und werden sich in Verlauf der konkreteren Projektplanung noch verändern.


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